Vera Chimscholli ihr sein TextBlog

Der Kunde (m) fand’s toll.

Posted in Werbung by Vera Chimscholli on Mittwoch, November 15, 2006

Präsentationen gleichen nicht selten einer Achterbahnfahrt. Und manchmal enden sie in einem Ganzkörperfettnäpfchen.

Unmittelbar nach der förmlichen Begrüßung mit dazugehöriger Namenslitanei, war mir noch nicht ganz klar, über wen aus diesem Team ich mich in Zukunft am meisten ärgern würde.
Dagegen wusste ich etwas anderes ganz sicher. Der Mann, der hier das Sagen hatte, war nach dem Feuchtigkeitsgrad seiner Hände zu urteilen noch nervöser als ich. Genau das machte ihn mir auf Anhieb sympathisch. Nicht dass ich auf Triefhände stünde; aber menschliche Regungen auf der anderen Seite bringen immer wieder mal etwas zum Aufblitzen, an das ich in meiner Kindheit geglaubt habe.
Also konzentrierte ich mich für die Dauer der Präsentation weitestgehend auf ihn. Natürlich nicht vollkommen. Schließlich will man sich den Rest der Runde nicht vergraulen. Aber eben mit genau der Menge mehr, die zwischen ihm und mir vermeintlich eine Vertrautheit entstehen ließ.
Da gab es ein leichtes Nicken zu der einen These und ein angedeutetes Lächeln in einer anderen Passage. Danke, das hilft. So lässt es sich prima von Mimik zu Mimik hangeln. Lockerer werdend fing ich an, mich zu bewegen, und je weiter ich in Richtung der entscheidenden Punkte kam, desto länger wurde der Weg, den ich während der Präsentation zurücklegte.
Irgendwann hatte ich mich freigelaufen und begann, auf die Sicherheitsdepots in meinem Köper zuzugreifen. Läufer nennen das Runners High. Für mich ist das einfach der Spaß am Job, wenn Du merkst, dass eine Idee ankommt. Doch diese Augenblicke sind sehr fragile – etwa eine Mischung aus Fabergé-Ei und Souffle.
Mein Waterloo kam in Gestalt einer Teppichfalte. Wie es genau geschah, kann ich gar nicht sagen. Vielleicht lag es an den glatten Ledersohlen meiner neuen Schuhe oder einer Portion zu viel Selbstsicherheit; wie auch immer, plötzlich riss es mir komplett die Beine weg und ich knallte mit voller Wucht auf den Bauch. Alles passierte so schnell, dass ich nicht einmal mehr in der Lage gewesen war, mich mit den Händen abzufangen. Es ging einfach nur Pardauz auf die Plauz. Und so lag ich da. Nach Luft japsend. Unmittelbar neben meinem Blickkontakt-Mann. Die Potenzierung der Peinlichkeit.
Doch was macht der Vertraute im Geiste? Anstatt er einer gefallenen Dame auf die Füße hilft, lacht er. Er lacht!
Wahrscheinlich hätte er sich die Oberschenkel vor Entzücken noch blutig gehauen, wenn nicht einer seiner Kollegen (meine blieben übrigens auch sitzen) aufgesprungen wäre, um mir die Hand zu reichen.
Wie ein Boxer nach dem Niederschlag rieb ich mit den Händen über die Bluse und versuchte möglichst gefasst zu schauen. Das scheint gelungen zu sein, denn nach nur wenigen dämlichen Bemerkungen konnte ich weitermachen.
Erstaunlich nur, dass die Stimmung der gesamten Gesellschaft im Anschluss wesentlich besser wurde.
Das Eis war gebrochen. Durch mich als Crusher.
Ich mache das jetzt aber nicht jedes Mal.

Bis dann dann
Eure Vera Chimscholli

18 Antworten

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  1. eigenart said, on Mittwoch, November 15, 2006 at 15:21

    Hilft es, wenn ich zugebe, dass ich wohl auch gelacht hätte?

    Andererseits, ich hätte auch gelacht, wenn ich selbst umgefallen wäre…

  2. verachimscholli said, on Mittwoch, November 15, 2006 at 15:24

    Nun, das habe ich auch. Aber so richtig eigentlich erst hinterher.

  3. verachimscholli said, on Mittwoch, November 15, 2006 at 15:30

    Ehrlich gesagt muss das saukomisch ausgeschaut haben. Wenn’s einen so völlig unvermittelt umhaut, ist das schon ein Brüller.
    Aber selber Protagonistin in einem „Deutschlands lustigste Büropannen“-Film zu sein … echt peinlich.

  4. eigenart said, on Mittwoch, November 15, 2006 at 15:52

    Gerade darüber müsste ich ja am meisten lachen…

    … schlimm ist, das manche das überhaupt nicht mögen. Ich bin mal bei einem Uni-Referat, bei dem auch das Auftreten usw. bewertet wurde, beim Rückwärtsgehen über einen Papierkorb gestolpert. Ein paar Minuten später rutschte mir die Leinwand aus der Hand und rauschte ungebremst nach oben.

    Schlechte Bewertung wegen (Achtung): Clownerei!

  5. eigenart said, on Mittwoch, November 15, 2006 at 15:53

    und ein -s hinterher.

  6. verachimscholli said, on Mittwoch, November 15, 2006 at 15:54

    @ eigenart
    Aber zu Ihnen passt das auch irgendwie. Zumindest nach dem, was ich mir so erlesen konnte.

  7. verachimscholli said, on Mittwoch, November 15, 2006 at 15:56

    Also wegen Clownereis, oder was?

  8. eigenart said, on Mittwoch, November 15, 2006 at 16:05

    wegen: schlimm ist, das…

  9. verachimscholli said, on Mittwoch, November 15, 2006 at 16:06

    Schon klar.

  10. Missy said, on Donnerstag, November 23, 2006 at 17:52

    FAST ein Schuh-Beitrag … ich freue mich sehr!

  11. verachimscholli said, on Donnerstag, November 23, 2006 at 17:54

    Aber nur sehr fast.
    Kann’s nicht auch etwas anderes für Sie sein?

  12. Missy said, on Donnerstag, November 23, 2006 at 17:57

    Schuhe, Schokolade, schöne Dinge – Sie wissen doch selbst, was Frauen wollen.

  13. vera chimscholli said, on Donnerstag, November 23, 2006 at 18:03

    Die drei großen „Sch“ also.
    Ich bin darauf nicht ganz so fixiert. Manchmal sind’s bei mir auch „J“, „A“, oder „R“.

  14. Missy said, on Donnerstag, November 23, 2006 at 18:08

    Ich kann Ihnen angesichts meines derzeit nicht erstklassig ausgeschlafenen Zustands leider nicht folgen. JARed Leto???

  15. vera chimscholli said, on Donnerstag, November 23, 2006 at 18:14

    Versuchen Sie es nicht. Es sind nur Buchstaben – ohne Sinnzusammenhang.
    Dass Schlaf aktuell bei Ihnen zu kurz kommt, kann ich mir vorstellen. Sowas kommt von der großen weiten Welt.

  16. Missy said, on Donnerstag, November 23, 2006 at 18:22

    Oh, dann muss aber in jedem Falle auch das „Ö“ Erwähnung finden!

    Tja, Ruhm und Ehre werden in der großen weiten Welt wohl in Stunden und Minuten der eigenen Erholung gezahlt – man hätte etwas Ordentliches lernen sollen, wie Oma immer gesagt hat …

  17. vera chimscholli said, on Donnerstag, November 23, 2006 at 18:28

    Sie kennen meine Oma?

    Aber auch das „Ordentliche“ macht nach kurzer Zeit sehr müde. Dann lieber müde von etwas, das Spaß macht.

  18. Missy said, on Donnerstag, November 23, 2006 at 18:36

    Da werde ich, wenn auch in diesem Moment nur äußerst widerstrebend, wohl zustimmen müssen.

    Beste Grüße aus der Stadt, die mit einer beeidruckenden Zahl von über 2.500 Brücken viel mehr zu bieten hat, als es dieser unbeabsichtigte Reim jemals können wird …


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